Story 5

 

Sein oder nicht Sein, das war die Frage!

von Lorenz Mueller-Morenius

„Bei einer Diskussion zur letzten Bundestagswahl kam einer der Kandidaten auf mich zu, ging in die Hocke und sprach mich etwas lauter als nötig an, er fragte nach meinem Befinden und erinnerte an alte Zeiten, dann redete er von dem Ereignis, er meinte das Jahr 2008, als ich in einer Veranstaltung plötzlich umgefallen war, mein Herz stand still, ich war, im Umgangsdeutsch ausgedrückt, tot. Man mag sich die Aufregung damals kaum vorstellen, Sekunden der Stille, dann Hektik und Aufregung, während einige sich um mich scharten und nicht so recht wussten, was zu tun sei, lief einer raus und suchte einen Arzt.

Weil es Dezember war, und allerorts die ersten betrieblichen Weihnachtsfeiern stattfanden, hatte der Rufer und auch ich unerhörtes Glück, über dem Saal feierten in einem Clubraum Ärzte und Krankenschwestern aus einem Krankenhaus ihre Weihnachtsfeier, eine Ärztin stürzte in den Saal, in dem ich lag, räumte ihn mit energischer Stimme und begann mit der Herzdruckmassage. 5 Minuten später kamen der Rettungswagen und der Notarzt. 45 Minuten arbeitete man an mir herum, dann wurde ich mit Blaulicht und Sirene ins Klinikum gebracht, wo ich noch 10 Tage im künstlichen Koma lag und man mir 2 Stents setzte. Die Aufregung in meiner Familie war groß, die Klinikärzte, die ja nicht genau wussten, was vor dem Eintreffen des Notarztes am Ort des Unfalls geschehen war, rechneten mit schlimmen Folgen und bereiteten meine Angehörigen darauf vor, mein Bruder überlegte schon, wie ich zu beerdigen sei. Schließlich die erlösende Nachricht, mein Gehirn war nicht beschädigt, die schnelle Massage hatte es mit Sauerstoff versorgt, ich konnte sprechen, sehen, hören, fühlen, erinnerte mich an die Welt vor dem Ereignis und war so wie immer. Meine Lebensqualität hatte nicht gelitten, heute habe ich meine ehrenamtlichen Mandate und meine berufliche Tätigkeit längst wieder aufgenommen, reise zu Konferenzen und Gesprächen, und wenn ich gefragt werde, was mich ab und zu doch noch behindere, dann ist es die Tatsache, dass immer noch einige in meiner Umgebung glauben, ich müsse doch behindert sein (siehe oben).

Der mutigen Frau am Ort des Geschehens habe ich gedankt, ich musste sie erst ausfindig machen, weil ich damals nicht reaktionsfähig war. Für sie war es spannend zu hören, welches Ergebnis ihre Nothilfe am Ort ohne jedes medizinische Gerät hatte. Sie hat mein Leben gerettet.“



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